Elisabeth Dauthendey - Märchen von heute

Der Hans aber brummte, denn er wäre lieber hinter dem warmen Ofen hockengeblieben. „Hätte auch was Besseres tun können!“ brummte er. „Aber das hilft nun nicht," sagte die Mutter, „wir haben es dem Mäuschen versprochen; beim ersten Schnee geht's hinaus mit dem neuen Glockenspiel am Schlitten.“ Und so fuhren sie denn hinein in die helle, blaue Winterluft, der Vater, die Mutter und das Kind. Lustig flog der Schlitten Über den weißen Teppich, und klinglingling läuteten die Glöcklein über den Weg. Die unartigen Engel oben schütteten immer mehr Betten aus, und als sie die silbernen Glöcklein hörten, kamen sie neugierig an den blauen Himmelsrand und guckten hinunter. Ei, war das reizend, die drei fröhlichen Menschen im klingenden Schlitten zu sehen, der über die weiße Schneebahn hinflog, daß die acht flinken Pferdefüße gar nicht schnell genug laufen konnten. „Ei, welch' niedliches Kindchen sitzt da drin,“ sagte das jüngste Engelchen und bog sich neugierig weit über den blauen Himmelsrand, „mit dem möchte ich gerne spielen.“ Da rutschte es auch schon aus und flog zur Erde hinunter, mitten zwischen Vater und Mutter und Kind hinein. Die waren sehr erschrocken zuerst, dann aber lachten sie vergnügt, wickelten das rosige Engelchen in die warmen Decken und nahmen es mit heim, und da hatte das Mäuschen ein liebes Brüderchen, mit dem es spielen konnte. Die Schneefrau aber wurde ganz böse, als sie sah, was die unartigen Englein angerichtet hatten. „Das besorge ich schon selber, wenn es unten schneien soll,“ sagte sie. „Dafür waren die schönen Federn noch viel zu neu und gut. Ja, nun müßt ihr eben in Onkel Petrus' Regenkammer schlafen, bis ich euch die Bettlein wieder gefüllt habe.“ Da weinten die Englein bitterlich, denn in der Regenkammer war es dunkel und kalt und gab es viele Mäuse, die raschelten und zappelten und hüpften. Und vor Mäusen fürchten sich die Englein ebenso wie viele kleine und große Menschenkinder.

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