Elisabeth Dauthendey - Märchen von heute

„Aber es kommen noch mehr -- sieh nur!* „Noch lange nicht genug,“ sagte der Hans und blieb breit und gemächlich am warmen Ofen hocken. Mäuschen ging in sein Zimmerlein zurück. Es war sehr traurig, und heiße Tränen tropften ihm aus den Äuglein herab. Es trat ans Fenster, faltete die Händchen, schaute zum Himmel Hinauf und sagte: „Ach bitte, liebe Schneefrau, laß es doch tüchtig schneien. Ich möchte so gerne Schlitten fahren und die neuen Silberglöckchen hören.“ Aber die Schneefrau hatte keine Zeit und hörte gar nicht, was das Kind sagte. Die Englein aber hörten es und sagten: „Dem kleinen Mädchen wollen wir eine Freude machen.“ „Aber wie?“ fragte das kleinste Paußengelchen. „Warte nur!“ sagte Rotmund, das älteste En glein, und steckte sein rosiges Fingerlein in den Mund und dachte nach. Dann sagte es den andern etwas leise in das Ohr. Da lachten sie alle ganz verschmitzt, faßten sich an den Händchen und schlichen ganz sacht in den goldenen Schlafsaal, in dem sie tagsüber gar nicht sein durften. Rotmund ging allein in die weiße Stube der Schneefrau und holte ihre silberne Schere. Und nun schnitt er ritsche -- ratsche alle Bettlein auf, und sie alle schleppten sie hinaus an den Himmelsrand und schüttelten und schüttelten, daß die Federn dick und weich zur Erde fielen, gerade hinunter, wo das Kindlein noch mit gefalteten Händchen am Fenster stand. „Oh - oh!* rief das Kind. „Mütterlein -- Hans, kommt schnell und schaut nur, wie es schneit, dick und weiß kommt es herunter.“ Mütterlein kam aus der Küche gelaufen, und auch der Hans kam langsam hinter dem Ofen hervor. „Schau', da hat die Schneefrau dir zuliebe neue Federlein in die Betten getan,“ sagte die Mutter.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjA3NjY=