Elisabeth Dauthendey - Märchen von heute

Die unartigen Englein Im blauen Himmelreich oben schüttelte die Schneefrau die Bettlein aus, in denen nächtens die lieben Englein schlafen. Rusche -- rusch gings, und der weißen Federlein flogen einige hinaus. Die Englein fingen sie auf und spielten damit und ließen sie zuletzt langsam hinunterfliegen zur Erde. Da unten stand ein Kind am Fenster, und als es die weißen Flöckchen herunterfallen sah, klatschte es in die Hände und lief in die Küche und rief: „Mütter chen, Mütterchen, schau* nur geschwind, es schneit. Da können wir heute Schlitten fahren, du Papa und ich.“ Die Mutter sah zum Fenster hin und lachte. „Aber Mäus chen, das sind ja nur ein paar arme kleine Flöckchen, die die Schneefrau oben verloren hat. Da muß sie schon die Betten umfüllen und neue Federn hineintun, dann schüttet sie die alten alle aus, und dann kommt es dick und weiß herunter, und die Straßen und Wege haben einen weichen dicken Teppich. Dann können wir lustig im Schlitten fahren, bei den paar Flocken holt der Hans den Schlitten nicht heraus.“ Das Kind wurde sehr traurig und ging aus der Küche und schlich sich leise in das Leutezimmer, wo Hans, der Kutscher, und die andern Dienstboten wohnten. Leise schlich Mäuschen hinein, denn es war ihr verboten, dort hineinzugehen und die Leute zu stören. Hans, der Kutscher, saß breit und gemütlich am Ofen und putzte sein Zaumzeug. „Ach,“ sagte Mäuschen, „lieber Hans, sieh doch, es schneit, viele, viele weiße Flocken. Willst du nicht den Schlitten holen, daß wir hinausfahren können, und all die neuen Glöcklein am Schlitten läuten dann so schön.“ Der Hans schaute zum Fenster hin, und dann lachte er noch lauter, als die Mutter gelacht hatte: „Dummes, kleines Mäusle in, bei den paar Flocken Schlitten fahren!“

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