Elisabeth Dauthendey - Weihnacht

Engel und Teufel im Telephon Die kleine Lilli lag in ihrem weißen Bettchen und hatte den kleinen rosigen Daumen im Munde. Es war so stille ringsherum. Nichts rührte sich, denn es war die Stunde, da Papa und Mama ihre Mittagsruhe hielten. Und auch Lilli sollte eigentlich ihre blauen Äuglein fest zu haben und von dem Christkind träumen, das schon anfing, in der blauen Himmelsküche seine süßen Weihnachtskuchen zu backen, denn viel Mehl- und Zuckerflocken ließ es eben langsam auf die Erde fallen, damit die Kinder da unten wüßten, daß es nun hohe Zeit war, recht gut und artig zu sein. Aber Lilli hatte kein gutes Gewissen, und deshalb konnte sie nicht vom Christkind träumen. Sie mußte immer wieder darüber nachdenken, ob es wohl das Christkind gemerkt hätte, daß sie neulich in der Küche, als die Köchin eben nicht darin war, ein kleines Kuchenherz vom Teller genommen, und dann hatte sie gesagt, es sei Mussi, das Kätzchen, gewesen. »Na, na,« hatte die Lina gesagt, »das Christkindchen wird es schon wissen, wer es war,« Ob es das wirklich wußte? Aber vielleicht hatte es die Sache doch wieder vergessen, es hatte ja jetzt so viel zu tun. Es wäre so schön, wenn das liebe Christkind es vergessen hätte, denn Lilli hatte eine wundervolle Puppe gesehen an dem großen Schaufenster in einem Laden, wo das Christkind alle seine schönen Sachen hinschickte, damit die braven Kinder sich etwas Schönes aussuchen und auf den Wunschzettel schreiben konnten. Eine so wundervolle, große Puppe mit langen blonden Locken; sie lag in einem reizenden Wagen, unter einer himmelblauen seidenen Decke, auf einem weißen Spitzenkissen und hatte ein kleines silbernes Glockenspiel in der Hand und konnte die Augen auf- und zumachen. – Ach, diese Puppe im Wagen auf der Straße zu schieben, wie wundervoll mußte das sein! Und sie sollte Mimi heißen, wie Tante Lores kleines süßes Baby, das auch in einem Wagen lag und eine blaue Decke hatte, Lilli seufzte tief auf, faltete die kleinen Hände und betete: »Ach, liebes Christkind, gelt, du hast es ganz vergessen?« »Du mußt an das Christkind schreiben,« hatte Mama gesagt, »vielleicht denkt es dann an deine Puppe, wenn es nicht zuviel zu tun hat,« Ach, dachte Lilli, da kommen jetzt so viele Briefe an das Christkind, und der Weg zum Himmelshaus, wo es wohnt, ist so weit. Wenn ich es nur einmal selbst sehen und sprechen könnte. – Aber sie hatte schon jeden Abend gewartet, ob es nicht zu ihr hereinkäme, wenn es jetzt so in den Häusern

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