Elisabeth Dauthendey - Erotische Novellen

Sie erzählte von fremden Ländern und fernen Gestaden, von seltsamen Tänzen und Künsten, von leuchtenden Bergen und schimmernden Meeren, die sie geschaut und erlebt. Und durch alles hindurch trug ihre Stimme den Klang einer bebenden Belebtheit, der alles Geschaute mit einer geheimnisvollen Umgoldung umwob. Und dieses Geheimnisvolle band ihrer beider Herzen zusammen. Es blieb dadurch etwas zwischen ihnen immerfort neu und anziehend und verheißend. Hinter der letzten Ringmauer ihres Wesens ahnte Miselle das Geheimnis Beaten's. Sie bewunderte ihre Kraft, die vom Leben das nahm, das sie zu ihrer Güte befreite. Sie fühlte einen schmerzlichen Stolz für diese Kraft. Aber nie hätte sie ihr sagen können: du tatest recht. Beate aber wußte, daß hinter jener Mauer lebenslang ein krankes Sehnen und armes Entbehren bleiben würde, und schonend umging sie die dürstende Wüste, pflanzte Blumen um sie her und häufte alle Schönheit ihrer am Leben reich gewordenen Hände darüber aus. In dem Meer ihrer Güte und Wärme versank Miselle mit wohliger Lust. Und alle Bitterkeit ihrer Entbehrungen und scharfen Stacheln banger Unerfülltheiten verloren allgemach ihre wunde Qual. Und die Liebe früherer Zeiten kehrte zu ihnen zurück und band ihre Seelen bis zum Ende ihrer Tage. Der Becher des Lebens, aus dem Beate getrunken, gab ihr die Kraft zu sich selbst und die tragende Güte zu den andern.

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