Elisabeth Dauthendey - Erotische Novellen
Aufgelöst in das All, selbst eine Hochzeitskammer sein und sich vom segnenden Kusse der zeugenden Flammen überströmen lassen – das nur bleibt dem Sterblichen, wenn zufällig ihn seine Schritte zu diesem Tempel der Wunder tragen. Wenn anders er vor der überseligen Macht dieser unerhörten, nie auszusagenden Himmelssüße nicht zusammenbrechen soll unter der betäubenden Last aller aufgerissenen Brunnen seiner heimlichen Ahnungen und Sehnsüchte. Und der Zufall hatte die beiden herzugebracht. Mitten im goldenen Grün der flüsternden Waldbäume. Wo die lichttrunkenen Blätter mit den lachenden Sonnenkreisen in schwanken zarten Tänzen schweben, trafen sich ganz plötzlich ihre Blicke. Denn leise und versonnen waren sie über diese hochzeitliche Schwelle getreten. Jedes sich allein wähnend. Allein mit ihren pochenden Herzen. Ihrem schwellenden Allgefühle. Du – sagte er. Und seine Stimme war wie das lockende Lied der Nachtigall. Du – antwortete sie. Und ihr Atem spielte wie der linde Morgenwind auf der Harfe ihrer bebenden Glieder. Sie hatten sich noch nie gesehen. Wer du – wer ich – Wie weit war all dies Fragen von ihnen. Der Gott, der auf schwingenden Sohlen durch die keusche Stille all dieser glühenden Erwartung schritt, nahm milde lächelnd ihre Herzen und führte ihres Atems Wellen zueinander. Daß sie gesegnet und erlöst sich erkannten als ein selig Teil von Erde und Wald, von Vogelfang und Sonnenleuchten. Ein selig Teil all der unerhörten, nie auszusagenden Pracht der Frühlingstrunkenheit, die für einen kurzen göttlichen Augenblick alle Gnaden des Paradieses über die verarmte Menschheit ausschüttet. Daß sie an ihr genese.
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