Elisabeth Dauthendey - Erotische Novellen
ausgebrannten Gesichtern ringsum, denen er immer wieder neue Kraft zu spenden und immer wieder die gleichen welken Sünden zu vergeben hatte. Trotzdem aber erquickte es ihn immer von neuem, wenn eine frische, reine Kerze auf dem Altar zum Himmel lohte. – Denn verloren war solch reines Gottesglühen nie, es gab der Jungfrauenseele einen überirdischen Glanz und Schimmer, unverlierbaren Reichtum, – Seligkeiten ohnegleichen – wenn – . Ja wenn. Auch dieser würde er das erlösende Wort sagen, das er all jenen Ermüdeten gesagt hatte, wenn ihre Stunde gekommen wäre. Würde diese die Kraft haben, daran zu einem neuen Leben zu erwachen, wenn die Durchgangswehen ihrer, aus jähen Gluten empfangenen Seele von ihr abfielen und sie das wahre Antlitz ihrer selbst erkannte? Das wahre Antlitz ihrer selbst, das, plötzlich schleierlos geworden, den Blick zur blühenden Erde senkte und wissend ward um die mißverstandenen Flammen ihres erdgebundenen Blutes. – Wie oftmals schon hatte er dies Wort gesagt. Die Gebundene lösen wollen von dem Eide gegen sich selbst, der, nun eine Lüge und Last geworden, an den feinsten Dingen ihres Wesens zehrte und seine Wurzeln zerstörte, seit die Ekstasen des jungen schäumenden Blutes an den antwortlosen Ufern des allzu fernen Jenseits verrauscht waren. Aber keine der Lastbeladenen hatte mehr die Kraft gefunden, sich der schmerzhaften Bürde zu entladen. Keine den schwingenden Mut in sich entzündet, an dem sich tausend neue Leben hätten entflammen können. In der dumpfen Müde ausgelebter Illusionen, in der grauen Dämmerung verlöschter Himmelslichter wollten sie lieber weiterschleichen all die altgewordene Zeit hindurch, bis zur Schwelle des letzten Schweigens, so ganz war alle Lebensspannung in ihnen zusammengesunken, so ganz war alles zu Asche und Schutt erloschen, was im Übermaß des gotttrunkenen Rausches ihrer blühenden Jugend sie in taumelnden Entzückungen zu dieser heiligen Schwelle getrieben. Würde auch diese so verlöschend am Boden liegen? Er wartete und lauschte auf ihre Stunde. Und ihre Stunde kam. Plötzlich lag es wie ein dichter Nebel über ihrer glühenden Andacht. Dehnte sich eine weite Leere um sie her. Die blühenden Gottesgärten waren verschwunden, und ihre Seele lag nackt und hilflos im brennenden Sande einer schreckvollen Wüste. Ihre Sinne hatten den Flug zur Höhe
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