Elisabeth Dauthendey - Erotische Novellen
Sich opfern und hergeben. Wund sein an sich selbst, das Herz schwer von Demut und Liebe zu Einem, der über allem Irdischen jene weiten Tore öffnete, die in eine Welt der seltsamen Schauer, Erschütterungen und Verzückungen führten – diese heimliche lechzende Sehnsucht ihrer keuschen Seele, die, noch unbewußt der Macht ihres blühenden Körpers, sich ihr eigenes Reich baute und ahnungslos über den Gefilden seiner erdhaft gerichteten Strahlungen zu der dinglosen Welt übersinnlicher Ekstasen aufflog. Diese heimliche lechzende Sehnsucht ward ihr nun erfüllt. Schwester Serapha. Wuchsen ihr nicht Flügel aus diesem himmelhoch tragenden Namen. Ward nicht ihr Leben plötzlich nur noch ein Schweben. Keine Erde mehr unter ihren Füßen. Keine Finsternis mehr um sie her. Tag und Nacht, ein strahlendes Lichtopfer an den goldnen Altären ewiger Anbetung! Alles wurde leicht in ihr. Die schwersten Pflichten ihres neuen Amtes trug sie lächelnden Herzens wie duftende Rosenketten. Ihre Seele glühte purpurrot wie das ewige Licht vor den heiligen Altären. – Die älteren Nonnen sahen erstaunt in die leuchtende Pracht dieser gottblühenden Magd. Einige, schon etwas Ermüdete, entzündeten sich neu an der brünstigen Fackel dieser weihrauchschweren Andacht. Noch Müdere blickten scheu und schuldig auf sie hin. Jene aber, die am Ende des Opferweges gingen, hatten ein leises, welkes Lächeln, das wie ein Schatten über die verstummten Lippen huschte. Die Seniorin des Klosters aber sah mit seltsam strengen Augen auf diese Gotteslilie und schüttelte oftmals das greise Haupt und seufzte. Schwester Serapha merkte von all dem nichts. Konnte man jemals müde werden an diesem schwingenden Beben der Seele, diesem jubelnden Singen des Herzens, dieser schwellenden Betäubung des ganzen Wesens? – Und einer blieb wahrhaft entzückt vor diesem lieblichen Wunder. Der alte Priester der Klausur. Seine frommen Augen berauschten sich an dieser steil zum Himmel aufglühenden Gottesflamme. Wenn auch sein allzu wissendes Herz ein Weh dabei empfand. Wie manche schon hatte er in solch ekstatischer Gotteswonne über diese heilige Schwelle treten sehen, und was war daraus geworden? Die bittre Antwort lag täglich vor ihm ausgebreitet auf den müden, leeren,
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